Woche 2 - Einen Job finden
Ich würde mich gerne vorrangig dem Ich-Tuning widmen, aber leider gibt es existenzielle Zwänge in dieser Welt.
Da ich mich seit Jahren vehement weigere Hartz 4, Bafög oder sonstwas zu beantragen (nicht aus falschem Ehrgefühl, sondern vorrangig aus Trotz und Hass auf Formulare), ist es mal wieder soweit, dass das Konto schlichtweg leer ist.
Das gute daran: Solang alles gut ist, komm ich nicht in die puschen. Aber wenn es langsam eng wird, werd ich ganz schnell aktiv. Und neben der Frage was ich die nächsten Wochen essen werde, stell ich mir auch wieder mehr die Frage, wie es auf lange Sicht weitergehen soll.
Ich hatte bisher ein Vorstellungsgespräch, dort könnte ich jedoch nur ein unbezahltes Praktikum machen, das mir etwas nutzt für meinen Ausbildungswunsch aber nicht für mein Abendessen.
Unbezahltes Praktikum - früher hieß sowas noch Ehrenamt, oder?
Nunja diese Woche habe ich noch ein Vorstellungsgespräch für einen handfesten Job und ein Vorstellungsgespräch, das auch auf ein Praktikum hinaus laufen könnte.
Vielleicht ergatter ich den Job und kann noch ein Praktikum nebenbei machen. Ansonsten muss ich weitersuchen.
Sobald mein kurz- und mittelfristiges Überleben gesichert ist, geht es dann auch gleich ans nächste Projekt: Ausbildungsplatz.
Nunja, ich bin gespannt.
Bisher lief mein Leben nach den Prinzipien, entweder:
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt -
oder (bei facebook gefunden):
Ich hatte einen Plan - nur der Plan war scheiße.
Aber ich bin zuversichtlich. Da ich "mit wenig" (alles eine Frage der Relation) aufgewachsen bin, bin ich auch mit wenig zufrieden. Ich hab neulich alte Unterlagen durchgeschaut und festgestellt, dass ich seit zwei drei Jahren von durchschnittlich 200-500 Euro im Monat überlebt hab. Das liegt auch daran, dass mein Lebensgefährte unserer Gemeinschaft mehr beisteuert als ich. Aber andererseits ist es nicht so, dass ich nichts beisteuern würde, ich zahle vielleicht 1/3 der gemeinsamen Kosten. Sein Auto und einige Dinge, die ich nicht bräuchte, sind allerdings von der Rechnung ausgenommen.
Teilweise bin ich auch einfach zu verträumt für die Welt wie sie nunmal ist. Ich bin zu idealistisch. Sobald ich irgendwo lang genug arbeite um mich mit dem Unternehmen zu identifizieren und um das Große und Ganze zu verstehen, beginne ich mich zu ärgern.
Ich frage mich dann warum verpulvert mein Chef an einer Stelle sinnlos Geld und zahlt an anderer Stelle einen Nettolohn von 4,50Euro? Warum kann mein Vorgesetzter kein einziges Wort an mich richten, dass nicht überheblich klingt (obwohl er einen Hauptschulabschluss hat und ich ein exzellentes Abi)? Warum wird ein Mitarbeiter, der seine Arbeit schlecht macht und keinerlei Elan zeigt dies zu ändern nicht gekündigt (und stattdessen das Team kritisiert, wenn das Tagesergebnis besser hätte sein können)? Usw usf. Letztlich sind es immer wieder die selben Fragen, die ich mir stelle.
Leider war mir BWL zu leblos, vielleicht wäre das was die Arbeit, nicht das Studium angeht, sogar was für mich gewesen.
Da ich mich mit BWL nicht befassen wollte, sollte ich also vielleicht einfach still sein und alles runterschlucken - aber warum kann meine Umwelt nicht wenigstens ein bisschen gesunden Menschenverstand entwickeln?
So genug gemäkelt.
Ich freue mich auf den Job, den ich in Aussicht habe, ich erhoffe mir, dass man dort eigenständig und strukturiert seine Arbeit machen kann und die Arbeit (außer in Form von Muskelkater) nicht mit nach Hause nimmt :)
la jaz am 11. Dezember 12
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